Rare Magic umfasst jene Strömungen, Begabungen und Phänomene der Zauberkunst, die weit jenseits des Alltäglichen stehen. Während der Großteil der Hexen und Zauberer mit Sprüchen, Tränken und Verwandlungen auskommt, die gelehrt und erlernt werden können, bleibt Rare Magic ein Mysterium. Eine Gabe, die man nicht einfach im Klassenzimmer vermittelt, ein Geheimnis, das tief in alten Ritualen ruht, oder eine Macht, die sich nur den wenigsten (ohne einen entsprechenden Preis) offenbart.
Manche dieser Erscheinungen sind angeboren und entziehen sich jedem Lernprozess. Dazu zählt die Metamorphmagie, die einer Person erlaubt, das Äußere nach Belieben (oder mehr oder weniger kontrolliert) zu verändern, ebenso wie Parselmund, das Verstehen und Sprechen der Schlangensprache, die seit jeher als unheilvolles Zeichen gilt. Andere seltene Künste verlangen jahrelanges Studium und überdurchschnittliches Talent – etwa die Legilimentik, das Eindringen in die Gedanken anderer, und ihr Gegenstück, die Okklumentik, die den eigenen Geist schützt. Wieder andere treten nur in Ausnahmefällen zutage, wie die wahre Sehergabe, die nicht erlernt, sondern angeboren oder erlangt (durch PTBS, beispielsweise, oder die Auswirkungen von Rare Magic) unnd auch höchstens ertragen werden kann, oder die düstere Erscheinung des Obskurialen, wenn ein Kind seine Magie unterdrückt (oder unterdrücken muss) und dabei eine zerstörerische Kraft hervorbringt. Auch das Gubraithianische Feuer, das niemals verlischt, oder die geheimnisvolle Ur-Magie, deren Spuren nur in Bruchstücken überliefert sind, zählen zu den Inkunabeln der Rare Magic.

Grauzonen

Neben den Fähigkeiten gibt es Artefakte, die als Verkörperungen seltener Magie gelten: Die Heiligtümer des Todes etwa, die Legenden und Mythen gleichermaßen speisen, oder die Horkruxe, deren Existenz den tiefsten Abgrund schwarzer Magie berührt. In der magischen Welt gibt es eine Vielzahl an magischen Artefakten, teilweise menschengeschaffen, teilweise von Kobolden oder anderen magischen Individuen. Oftmals sind sie nur im Untergrund oder durch Erbe zu erlangen, manche sind schlicht unbrauchbar, viele ein Rätsel (mit nicht zu unterschätzendem Risiko, dabei draufzugehen) und einige können kontemporäre Hexen und Zauberer gar nicht als potente magische Hilfsmittel nutzen. Sie sind per se nicht Rare Magic, aber durch jene geschaffen in vielen Fällen und daher schwierig trennscharf abzugrenzen.
Deutlicher von Rare Magic abzugrenzen sind Praktiken, die zwar hochgradig komplex und gefährlich sind, aber grundsätzlich jedem mit ausreichender Begabung und Disziplin offenstehen. Animagie ist ein solches Beispiel: schwierig, theoretisch streng reguliert, aber kein Mysterium im eigentlichen Sinne. Gleiches gilt für die Alchemie, eine uralte Disziplin, die zwischen Wissenschaft, Kunst und Philosophie wandelt. Ihre größten Meister mögen rar sein, doch die Lehre selbst ist keine unerklärliche Ausnahmeerscheinung. Sie ist sogar fester Bestandteil des Lehrkanons in Durmstrang.
Schwarzmagische Praktiken wie die Einprägung des Dunklen Mals oder die Unverzeihlichen Flüche schließlich sind verboten und furchtbar, aber nicht angeboren, sondern eine Frage von Willen, Wissen und einer ausgehebelten Moral. (Toll.)

Gegenwart

Im Jahr 1997 hat Rare Magic eine neue politische Dimension gewonnen. Die Todesser versuchen, vergessene Praktiken, mächtige Zauber und Artefakte für ihre Herrschaft zu beanspruchen. NEW ORDER wiederum sucht nach denselben Kräften, jedoch im Dienst ihres kompromisslosen Widerstands. In beiden Lagern wird Rare Magic als Schlüssel zu Überlegenheit verstanden und entsprechend gnadenlos gejagt.
Alchemie erlebt in dieser Zeit eine Renaissance. Alchemist:innen sind begehrte Partner und Opfer zugleich, da ihre Kenntnisse sowohl bei der Schaffung neuer Waffen als auch beim Heilen unersetzlich erscheinen. Das Ministerium betrachtet Rare Magic offiziell als Bedrohung der Stabilität. Ihre Ausübung wird streng überwacht, dokumentiert und – wenn eine Kontrolle möglich – monopolisiert. Damit ist Rare Magic (einmal mehr) zum Spielball politischer und militärischer Interessen geworden. Wie bereits zu Voldemorts erster Schreckensherrschaft fliehen beispielsweise Seher:innen massenweise das Land und diejenigen, die Artefakte besitzen oder alte Bibliotheken pflegen, fürchten um ihre Schätze. Nicht zuletzt mit Blick auf den Fall Gringotts.

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